Wenige Tage nach dem bedrückenden Ergebnis der Landtagswahlen in Thüringen, in der die AFD mit 32,8% stärkste Kraft wurde, machten sich etwa 30 Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase (Jgst. 11) unter der Leitung von Stephanie Ewald, Maike Vaas und Christian Mertens auf den Weg nach Weimar.
Im Angesicht der politischen Entwicklungen stand insbesondere die Rückbesinnung auf die humanistischen Werte im Zentrum der Fahrt, die für die Jugendlichen auf den Spuren der Herzogin Anna Amalia und der bekanntesten deutschen Literaten erlebbar wurden.
So widmete sich die Gruppe am ersten Tag dem Leben und Wirken der fortschrittlichen Regentin und besichtigte die nach ihr benannte Bibliothek mit dem Rokkokosaal sowie das Wittumspalais, in das sie die berühmtesten Dichter und Denker einlud. Mit Wieland, Herder, Goethe und Schiller diskutierte sie während ihrer berühmten „Tafelrunden“ die Gedanken von Freiheit und Toleranz aus deren Werken über Standesgrenzen hinaus.
Am zweiten Tag erhielten die Schülerinnen und Schüler bei der Besichtigung der Wohnhäuser Goethes und Schillers nicht nur Einblicke in ihr Wirken, sondern auch in ihre privaten Lebensumstände. Ein Besuch der Fürstengruft rundete den erlebnisreichen Tag ab, bevor die Jugendlichen die Stadt bei gutem Wetter und bester Laune selbstständig weiter erkunden konnten.
Den Abschluss der Fahrt bildete ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers wurden den Jugendlichen die Verbrechen der Nationalsozialisten deutlich vor Augen geführt, die in so starkem Kontrast zu den zuvor in Weimar erfahrenen Idealen stehen. Angesichts der aktuellen Wahlergebnisse und der damit zusammenhängenden politischen Debatte initiierten die Teilnehmenden eine Schweigeminute, während der sie an der sogenannten „Goethe-Eiche“ zum Zeichen für Erinnern, Demokratie und Freiheit beschriebene Steine mit Botschaften ablegten. Auf dem Rückweg fiel der Blick noch einmal auf die Uhr des Torgebäudes, das den Eingang zum Konzentrationslagers bildet. Diese zeigt die Uhrzeit der Befreiung des Lagers durch die amerikanischen Truppen am 11. April 1945 um viertel nach drei an. Dabei waren sich alle einig, dass für unsere Demokratie wohl eher fünf vor zwölf angezeigt sein müsste.
Stephanie Ewald (Text & Bild), Maike Vaas und Christian Mertens