Fördern und Fordern am SGR
Einer der zentralen Leitsätze unseres Schulkonzepts lautet, dass wir Schülerinnen und Schülern Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Schullaufbahn eröffnen möchten. Daher gilt sowohl für die Entwicklung des Förderkonzeptes als auch für seine Umsetzung, dass die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler einen hohen Stellenwert einnimmt und eingenommen hat. Schülerinnen, Schüler und auch Eltern haben Bausteine des Förderkonzepts im Rahmen der Steuergruppe nicht nur mitentwickelt, sondern auch in Lehrerkonferenz und Schulkonferenz gemeinsam mit Lehrkräften präsentiert. Aus diesem Grund verbindet das vorliegende Konzept auch Erfahrungswerte von Eltern und Lehrkräften mit den Wünschen und Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern. Auch die Anregungen, die unsere Schule im Netzwerk „Zukunftsschulen NRW“ erhalten hat, haben sich auf das vorliegende Konzept ausgewirkt. Nicht zuletzt versucht es, eine stärkenorientierte Förderung in Balance mit einer notwendigen Förderung bei Leistungsdefiziten zu bringen. Vor allem ist es aber gelebte Praxis an unserer Schule und bedarf daher auch der stetigen Weiterentwicklung aufgrund der Erfahrungen, die alle Beteiligten damit machen.
Individuell Richtung Oberstufe
In der Jahrgangsstufe 5 findet eine einstündige Klassenlernzeit (KLZ) statt, die von der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer geleitet wird. Das Curriculum basiert auf drei Säulen: sozialem Lernen, methodischem Lernen und individuellem Lernen mithilfe von Selbstlernmaterialien.
Zu Beginn des Schuljahres steht das soziale Lernen im Mittelpunkt. Die Schülerinnen und Schüler lernen sich kennen, entwickeln Vertrauen und finden Sicherheit in ihrer neuen Umgebung. Gemeinsam werden Klassenregeln und Verhaltensvereinbarungen – etwa Gesprächsregeln – erarbeitet, um eine respektvolle und angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Im methodischen Lernen steht die Organisation des neuen Schulalltags am Städtischen Gymnasium im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit Fragen wie: „Wie finde ich meine Kursräume?“, „Wie lese ich den Vertretungsplan?“, „Wie packe ich meine Schultasche?“ oder „Wie arbeite ich mit meinem Schulplaner?“. Schrittweise erwerben sie zentrale, fächerübergreifende Methoden des Arbeitens am Gymnasium – etwa Strategien zur Textbearbeitung, Visualisierungstechniken, mündliche Präsentationsformen oder Methoden zum nachhaltigen Vokabellernen.
Ab dem zweiten Schuljahr in der Erprobungsstufe wird die Klassenlernzeit zunehmend zur individuellen Förderung genutzt. Hierbei stehen Unterrichtsmaterialien mit Selbstkontrollmöglichkeiten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler wählen selbstständig, welches Fach und welches Thema sie vertiefen möchten. Diese Arbeitsform fördert nicht nur die fachliche Sicherheit, sondern stärkt auch das selbstständige und verantwortungsbewusste Lernen – eine Schlüsselkompetenz für erfolgreiches Arbeiten am Gymnasium. Falls es die personellen Ressourcen erlauben, werden am Ende der Jahrgangsstufe 6 zusätzlich fachspezifische Kurse in den Hauptfächern angeboten.
Die Lernbüros wurden ab dem Schuljahr 2015/2016 als dritter Bestandteil des Förder- und Forderkonzepts eingeführt – neben den Projektkursen und den individuellen Forschungsprojekten. Ziel ist die gezielte Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit zusätzlichem Lernbedarf in den Hauptfächern.
Die Zuweisung zu den Lernbüros und die Auswahl der passenden Schwerpunkte erfolgen halbjährlich auf Grundlage der Zeugniskonferenzen. In enger Abstimmung zwischen Fach- und Förderlehrkräften werden individuelle Fördermaterialien zusammengestellt. Der Unterricht findet in kleinen Lerngruppen statt – in Jahrgangsstufe 8 zweistündig, in den Jahrgangsstufen 9 und 10 einstündig pro Woche.
Der Projektkurs stellt neben den Lernbüros und den individuellen Forschungsprojekten eine weitere Säule des schulischen Förder- und Forderkonzepts dar. In zwei Unterrichtsstunden pro Woche erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, innerhalb eines Themenkomplexes – beispielsweise „Europa“ – selbstständig oder in Kleingruppen an einem eigenen Projektthema zu arbeiten.
Dabei können sie sich etwa mit einer europäischen Sprache, landestypischen Spezialitäten oder geschichtlichen Aspekten eines Landes befassen. Unter Anleitung einer Lehrperson werden Informationen recherchiert, ausgewertet und am Ende des Halbjahres präsentiert. Neben der fachlichen Vertiefung erwerben die Schülerinnen und Schüler auch wichtige soziale Kompetenzen, insbesondere Zeit- und Projektmanagement.
Die individuellen Forschungsprojekte am SGR knüpfen an die positiven Erfahrungen mit den Forschungsprojekten der Jahrgänge 7 und 8 im Schuljahr 2014/2015 an. Sie orientieren sich am Förder-Forder-Modell des Münsteraner Begabungsforschers Professor Fischer und fördern die Selbststeuerung sowie die Motivation leistungsstarker Schülerinnen und Schüler.
Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 8 bis 10 haben hier die Möglichkeit, ein Halbjahr lang unabhängig von Lehrplänen oder Prüfungen ein selbstgewähltes Thema zu erforschen und ihre Ergebnisse der Schulgemeinschaft vorzustellen. Die Arbeit an individuellen Themen stärkt Motivation, Kreativität und den Aufbau persönlicher Bildungsschwerpunkte. Zugleich erwerben die Lernenden zentrale Kompetenzen im Bereich Selbstorganisation, Recherche und Präsentation – beispielsweise beim Strukturieren längerer Texte oder beim Einsatz digitaler Medien.
Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgt durch Klassen- und Fachlehrkräfte auf den Zeugniskonferenzen. Die Ergebnisse werden im Rahmen eines Präsentationsnachmittags vorgestellt. Während der Projektphase begleiten die betreuenden Lehrkräfte beratend, um möglichst viel Eigeninitiative und Selbstverantwortung zu fördern. Nicht selten entstehen aus diesen Projekten Beiträge für Wettbewerbe wie „Jugend forscht“.
Am Ende jedes Schulhalbjahres präsentieren die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ihre Projektergebnisse bei einem Präsentationsnachmittag bzw. -abend. Eingeladen sind Eltern, Geschwister, Lehrkräfte und Mitschülerinnen sowie Mitschüler der beteiligten Jahrgangsstufen.
Diese Veranstaltung würdigt das Engagement und die Leistung der Schülerinnen und Schüler und bietet zugleich Einblicke in die Vielfalt und Kreativität ihrer Arbeit.






