Rheinbacher Schüler präsentieren Projekte, die sie auf die Reform der Oberstufe in NRW vorbereiten sollen
Eine Magnetschwebebahn, umweltfreundliche Farbstoffe oder ein nachhaltig konstruierter Computer: Ganz im Zeichen von Klima- und Umweltschutz standen die Projekte, mit denen sich Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums Rheinbach ein halbes Jahr lang auseinandergesetzt haben. Die Ergebnisse der Projektkurse aus der achten, neunten und zehnten Jahrgangsstufe konnten sich sehen lassen.
Während sich einige Teams mit Wachstumsproblemen von Pflanzen unter dem Einfluss von Zigaretten beschäftigten, umweltfreundliche Kleider für alle Jahreszeiten oder ein Koch- und Backbuch entwickelten, präsentierten andere technische Modelle. Seit zehn Jahren bietet das Gymnasium im Rahmen des Konzepts „Frida“ (Freies individuelles Arbeiten) eine Unterrichtsstunde pro Woche an, in denen sich besonders leistungsstarke Schüler – die Entscheidung trifft die Schulkonferenz – mit Themen befassen, die „sie interessieren und die thematisch außerhalb des Lehrplanes stehen“, wie Mittelstufenkoordinator Christoph Laumann erklärte. Es gehe dabei auch um eigenständiges Lernen, Kreativität und Zeitmanagement – und das bald für alle Schülerinnen und Schüler.
Mit alternativen Prüfungsformaten zum Abitur
Damit sollen die Jugendlichen auch fit gemacht werden für die Reform der gymnasialen Oberstufe, die in den nächsten Jahren greifen soll (siehe Info-Kasten). Dann werden auch alternative Prüfungsformate zugelassen, etwa Präsentationen. „Besonders die Schüler der jetzigen neunten Jahrgangsstufe profitieren daher von den Fähigkeiten, die sie im Projektkurs erlangt haben, denn sie sind der erste Jahrgang mit einem fünften Abiturfach“, sagte Laumann. Wie nachhaltig ein Computer sein kann, erklärten Felix, Tieme, Julian und Fynn. Die Zehntklässler hatten Kabel, Lüftung und Festplatten aus gebrauchten Beständen neu zusammengesetzt. „Dadurch belasten wir nicht das Klima und schützen auch die Menschenrechte, die beim Neukauf durch die Verwendung seltener Erden beeinträchtigt werden“, erklärten die Gymnasiasten.
Der Modellbau einer Magnetschwebebahn benötigte wochenlange Planung und Vorbereitung, „ging in der Umsetzung aber ziemlich schnell“, wie die Konstrukteure Janne, Emil und Florian Paul berichten. Es geht darum, den Zug mittels sich abstoßender Magneten in der Schwebe zu halten. Auf dem Grundbrett hatten die Jugendlichen deshalb die Quadermagneten gleich ausgerichtet. Beim Zug-Modell aus Holzspateln sind zu beiden Seiten ebenfalls im Winkel von 90 Grad abgedrehte Quadermagnete angebracht. „Das Thema ist spannend. Eventuell werden wir das Projekt weiterentwickeln, indem wir die Magnete durch Elektrizität umpolen“, sagte Florian.
Verschiedene innovative Themen
Stoffe ohne Chemikalien zu färben war das Thema von Jule und Lizanne. Dazu wurden Kurkumapulver, gemörsertes Gras und der Saft von aufgekochtem Rotkohl genommen und mit selbst hergestelltem Ethanol (Alkohol) vermischt. „Die Farbsicherheit war nicht bei allen gleich. Bei Kurkuma blieb die Farbe Gelb am besten erhalten. Rotkohl war nach dem Auswaschen fleckig, das Gras verschwand“, berichteten die jungen Forscherinnen von ihren Ergebnissen. Mit alternativen Antrieben im Schiffbau setzte sich das Team um Hannes auseinander. Bereits vor 100 Jahren hatte der Ingenieur Anton Flettner für die Schifffahrt einen Antrieb entwickelt, der sich auf Elektrizität und Windkraft stützte, sich aber wegen fehlender Wirtschaftlichkeit nicht durchsetzte. „Im Bereich des Segelantriebs wäre das allerdings eine umweltfreundliche Alternative“, stellten die vier Schüler fest.
Abi-Prüfung Reform der Oberstufe in NRW
Mit den Projektkursen will das Städtische Gymnasium Rheinbach die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, Ergebnisse einer wissenschaftlichen Arbeit präsentieren zu können. Denn das Land NRW wird im Rahmen einer besseren länderübergreifenden Vergleichbarkeit die gymnasiale Oberstufe reformieren. Teil der Reform ist unter anderem die Einführung eines fünften Abiturfaches ab 2029. Da als Prüfungsformat auch Präsentationen zugelassen sind und Klausuren durch alternative Formen der Leistungsüberprüfung ersetzt werden, sind Projektkurse in Zukunft für alle Schüler verpflichtend.
Quelle: General-Anzeiger | Text: Susanne Träupmann | Foto Petra Reuter