Hier bedient die Schülerschaft noch selbst

Schülerinnen und Schüler aus Rheinbach gründen ein kleines Unternehmen für den Kiosk-Betrieb in ihrem Gymnasium

Lilli Conrad reicht ein frisch belegtes Käsebrötchen über die Theke. Mika Huckemann nimmt die 1,50 Euro entgegen und notiert den eingenommenen Betrag und das verkaufte Produkt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Emma Maiworm und ihrem Kollegen Vinko Bakovic hat das Team des neuen „Snackpoint Charlie“ in der zweiten Pause mit dem Verkauf von Snacks „von Schülern für Schüler“ ganz gut zu tun. Die vier gehören zum insgesamt 19-köpfigen Team der künftigen Schülergenossenschaft „Snackpoint Charlie“ am Städtischen Gymnasium Rheinbach (SGR), die sich in Gründung befindet.

Dreimal in der Woche, jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags, bieten die Schüler der neunten, zehnten und elften Jahrgangsstufen der Schulgemeinschaft in der Cafeteria Pausensnacks an, darunter verschieden belegte Brötchen oder Laugenstangen, Apfelsaft oder Kaffee. Den aber nur für Oberstufenschüler. Dazu „Dauerware“ wie verschiedene Riegel, Schokoladen oder andere Süßigkeiten.

Zulieferer sind Rewe Rheinbach und die Bäckerei Lennartz. Alles läuft nach einem ausgeklügelten Dienstplan, der auch aushängt: In der ersten Unterrichtspause werden die Vi­trinen vorbereitet und bestückt, in der zweiten Pause öffnet der Verkauf, in der dritten Pause wird abgerechnet und aufgeräumt.

Die Geschäftsleitung haben Lilli Conrad und Vinko Bakovic gemeinsam. „Wir haben uns und unsere Ideen der Gruppe vorgestellt und sind dann demokratisch gewählt worden“, erzählen sie. Ebenso gewählt wurden auch die Teamleiterinnen und Teamleiter für Marketing, Finanzen, Logistik und Produkte. Das Team Marketing etwa machte das Projekt „Snackpoint Charlie“ über Durchsagen und Plakataktionen bekannt. Das Team Finanzen muss nicht nur kassieren, sondern ist auch verantwortlich für Buchführung und Abgaben. „Denn wir sind auch umsatzsteuerpflichtig“, erklärt der beratende Lehrer Florian Rautenbach. Das Projekt ist an den Politikunterricht der neunten Klassen und damit an die Fachschaft Sozialwissenschaften angebunden. Es wird alljährlich in jeder neunten Klasse vorgestellt, sodass immer wieder neue Schüler fürs Mitmachen interessiert werden. Mit Unterstützung der Stadt, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Lehrer Rautenbach und Eltern-Coaches, vor allem Michael Probst-Neumann, hat das Schüler-Team alle notwendigen Schritte einer Unternehmensgründung umgesetzt.

Vom Businessplan, Gesprächen mit der Bank, Kontoeröffnung und Anschubfinanzierung des Fördervereins über Hygienebelehrung, Produktauswahl und Einkauf bis zu Gesprächen mit Schulträger und Schulgremien. „Uns Schulen wird oft vorgeworfen, wir seien realitätsfremd“, greift Lehrer Rautenbach eine verbreitete Meinung auf. Mit dem Genossenschaftsprojekt aber hätten die Schüler ganz praktisch und realistisch die Gründung eines Unternehmens mit allen notwendigen Schritten vollzogen. Die Form der Genossenschaft sei wegen des demokratischen und solidarischen Prinzips gewählt worden, so Rautenbach.

Betreut und begleitet werden Schülergenossenschafts-Projekte vom jeweiligen Schul- und Bildungsministerium. Der in NRW zuständige Ansprechpartner wird auch zur Generalversammlung kommen, bei der die Genossenschaft gegründet und die Satzung beschlossen wird. Die legt fest, wer Anteile zeichnen kann. Dann schließt sich die SGR-Schülergenossenschaft „Snackpoint Charlie“ einem Genossenschaftsverband an. Für die Berufswünsche der Geschäftsleitung Lilli Conrad und Vinko Bakovic hat die Gründung schon Impulse gegeben, denn es soll in Richtung Managing, Unternehmensführung oder Jura gehen.

(Quelle: General-Anzeiger, Gerda Saxler-Schmidt)

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